Heidergott macht aus Not eine Tugend
Enno Heidergott |
Ein so genannter Gleitwirbel in der Wirbelsäule schien für den Athleten von Germania Leer das Ende des Leistungssports zu bedeuten. Neben der Leichtathletik musste er wegen der Verletzung auch den Duathlonsport aufgeben. In dieser Disziplin hatte er es bis in die Nationalmannschaft geschafft und startete 2002 in Atlanta bei der Weltmeisterschaft.
Für den lange Zeit schnellsten Läufer Ostfrieslands, der seit zehn Jahren über zehn Kilometer in 30:49 Minuten den Bezirksrekord hält, war das ein schwerer Schock. Doch mittlerweile hat er den Rückschlag überwunden und sammelt Erfolge in einer anderen Sportart. Enno Heidergott, der in Leer als Fitnesstrainer arbeitet, ist als Radrennfahrer unterwegs. „Ich brauche den Leistungssport“, sagt Heidergott, der sich als „Kämpfer“ bezeichnet.
Die Gründung des Radsportvereins Leer war für ihn dann das Startzeichen, ganz aufs Fahrrad umzusteigen. Er ist zwar schon immer auch ein sehr guter Radfahrer gewesen, aber bei echten Rennen geht es anders zu als beim „Einzeltzeitfahren“ eines Duathlons.
Heidergott beantragte eine Lizenz für den RSV Leer und bestand seine Feuertaufe als Radrennfahrer bei einem Rennen in Emmen (Niederlande) am 21. Februar diesen Jahres. 45 von 75 Minuten : im Winter wird für die Rennen wegen der frühen Dunkelheit ein Zeitlimit festgelegt : blieb er im Feld. Dann schied er zwar aus, hatte aber länger durchgehalten als erwartet. „Das hat Mut gemacht und ich bin dabei geblieben.“ Beim zweiten Rennen in Osnabrück über 81 Kilometer schaffte er es dann schon, mit dem Feld ins Ziel zu kommen : ein Achtungserfolg, der nicht jedem Neuling gelingt. Im folgenden Einzelzeitfahren über 30 Kilometer konnte er dann seine jahrelange Erfahrung aus dem Duathlonbereich ausspielen und gewann in Meppen sein erstes Radrennen.
Mit jedem Start stieg sein Selbstbewusstsein. Dies machte sich bei den Bezirksmeisterschaften am Lohner Berg bei Lingen über 61 Kilometer bemerkbar. Enno Heidergott fuhr mutig mit und belegte in der ersten Verfolgergruppe, aber noch deutlich vor dem Hauptfeld, Platz fünf. Persönlicher Höhepunkt für Enno Heidergott war dann die Teilnahme am Sparkassen-Cup in Leer anlässlich der Ankunft der Niedersachsenrundfahrt. Auch hier hielt Heidergott in dem stark besetzten Amateurrennen gut mit. Er zeigte sich vor heimischem Publikum sogar einmal als Ausreißer und beendete das Rennen schließlich zufrieden im Hauptfeld.
Enno Heidergott, der kürzlich Vater einer Tochter geworden ist, hat sich weitere ehrgeizige Ziele als Radrennfahrer gesetzt. Einen Radmarathon über 240 Kilometer will er schaffen und auf dem Nürburgring an einem 12-Stunden-Rennen teilnehmen.
Die extremen Belastungen bereiten ihm keine Probleme, obwohl die Ärzte ihm auch vom Radfahren abgeraten haben. „Ich habe keine Schmerzen, es macht Spaß“, sagt Heidergott, der es kürzlich nicht lassen konnte und mit einer Schulklasse gelaufen ist. Doch nach fünf Minuten war der Spaß vorbei, die Schmerzen wieder da. Allerdings hofft er immer noch, dass es irgendwann wieder geht. „Vielleicht kann ich ja doch noch einmal wieder joggen.“
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