Neuer Bundestrainer im Sprint:Klaus Jakobs
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Ostfriesen-Zeitung -
Irgendwie passte das. Auf dem Verbandstag der Niedersächsischen
Leichtathleten am Wochenende auf Borkum wurde Klaus Jakobs aus
Warsingsfehn als Präsidiumsbeauftragter Bildung verabschiedet: in der Heimat. „Ich werde nie
vergessen, wo ich herkomme“, betonte der 38-Jährige. Seit Sonntag nun
ist er Angestellter des Deutschen Leichtathletik-Verbandes: als
Bundestrainer für den Kurzsprintbereich der Männer. DLV-Leistungssport-Direktor Frank Hensel und der leitende
Bundestrainer Jürgen Mallow sind in den vergangenen drei Jahren so
zufrieden gewesen mit Jakobs, dass ihm auf dem Flug zur EM nach
Göteborg dieses Angebot gemacht wurde. „Ich war stolz“, sagt der
Ostfriese. „Auch wenn ich zunächst noch ein wenig Bedenkzeit brauchte.“
Der Vertrag ist unterschrieben, die Aufgaben sind vielfältig:
Im Mittelpunkt steht das „Staffelprojekt 2008“. Die 4x100-Meter-Staffel soll
den mittlerweile 24 Jahre alten Deutschen Rekord brechen: bei den
Olympischen Spielen 2008 in Peking oder spätestens ein Jahr später bei der WM im
eigenen Land. Die nationale Bestmarke steht bei 38,29 Sekunden:
„hinten soll dann mindestens die 28 stehen“, sagt Jakobs. Die Bestmarke
wird übrigens von der DDR-Staffel um Frank Emmelmann gehalten. Der
Staffelsprint ist für Jakobs eine eigene Disziplin „und kein
Zufallsprodukt von vier Läufern“.
Deshalb soll in den nächsten Jahren
aus dem Fundus der Deutschen Sprinter ein starkes Quartett geformt
werden. Unterstützung bekommt Klaus Jakobs dabei von drei
renommierten Trainern: Micky Corucle betreut den derzeitigen
Rekordhalter über 200 Meter, Tobias Unger. Ronald Stein ist
Sprint-Coach beim TV Wattenscheid. Adalbert Roßbach arbeitet seit mehr
als 30 Jahren
im Trainerstab des DLV.
Neben dem ehrgeizigen Staffelprojekt unterstützt Jakobs weiterhin
Jürgen
Mallow, übernimmt die Organisationsleitung des DLV-Mannschaftsbüros bei
internationalen Wettkämpfen, arbeitet als Teammanager der Sprinter und
bleibt Koordinator für das Diplom-Trainerstudium an der Trainerakademie
des DOSB in Köln. Ein bisschen hat Klaus Jakobs schon mal gerechnet.
„Ich werde
im nächsten Jahr wohl so auf 180 Reisetage kommen.“ Ihren
Lebensmittelpunkt haben Jakobs und Freundin Heidrun Teetz, ehemalige
Leichtathletin, ins hessische Eschborn verlegt. Zum DLV nach Mainz und
Darmstadt ist es nicht mehr so weit, und die Lebensgefährtin, die in
Bad Nauheim arbeitet, spart künftig auch viele Kilometer.
Auch wenn er die Karriere-Leiter relativ schnell
hochgeklettert ist, abgehoben ist er nicht. Weil er selbst bei kühleren
Temperaturen meist in kurzer Hose und Shirt rumläuft, wird er von
anderen Funktionären bereits als „Klimariese aus Ostfriesland“
bezeichnet. Und bei der letzten gemeinsamen Tagung würgte Jakobs
hessische Grußworte salopp ab: „Das heißt Moin.“
Jetzt, wo der Traum real geworden ist, denkt Klaus Jakobs
zurück an die Anfänge: Sportlehrer Günther Höbig, seit vielen Jahren
auch Trainer des SV Warsingsfehn, weckte seine Faszination für die
Leichtathletik, Reinhard Knoop förderte ihn auf Bezirks- und
Landesebene. „Ohne die beiden hätte ich das alles nicht geschafft.“