Roland Isenecker: Der Mann von der Insel
Roland Isenecker startet seit 2006 für den TSV Langeoog
Anzeiger für Harlingerland - Auf den Malediven werden sich derzeit nicht nur Urlauber, sondern auch Einheimische wundern, wenn dort ein gestandener Mann mit einer zwei Kilogramm schweren und im Durchmesser rund 22 Zentimeter großen Scheibe hantiert. Es ist ein Ostfriese, der auch im Urlaub für seine Sportart trainiert, denn mit 34 Jahren will er es noch einmal wissen. Die Rede ist von Roland Isenecker, dem Diskuswerfer aus Horsten, der seit dem letzten Jahr auf Langeoog lebt und dort mit seiner Frau Kerstin drei Geschäfte betreibt.
Isenecker hat eine recht erfolgreiche sportliche Karriere hinter sich, währenddessen er es sich abgewöhnt hat die zahlreichen Meistertitel zu zählen. In seiner Sportart, dem Diskuswerfen und früher auch dem Kugelstoßen ist der Horster in Norddeutschland eine Macht - und das trotz vieler gesundheitlicher Rückschläge. So musste Isenecker bereits 13 Mal operiert werden. Nummer 14 steht eigentlich schon bevor, doch will der Hobby-Handballer damit noch warten. Denn dann müssten seine Kniescheiben fixiert werden und das bedeutete drei Monate in Gips – und das kann sich der Jungunternehmer derzeit zeitlich nicht leisten. Wohl aber knappst er Zeit für seinen Sport ab, denn in diesem Jahr will es „Isie" noch einmal wissen. Sein großes Ziel ist die Deutsche Meisterschaft, bei der er den Endkampf erreichen und möglichst über 60 Meter werfen will.
Oft war er bereits dicht davor, doch meistens gab es dann einen gesundheitlichen Rückschlag. Seine leichtathletischen Wurzeln hat der Neu-Insulaner beim TuS Horsten, wo er bereits als Achtjähriger unter Theo Hinrichs trainierte. Natürlich als Allrounder, wie es in diesem Alter eben noch üblich ist. Das große Ziel war für den Steppke immer der Zehnkampf. Aber irgendwie faszinierte den jungen Isenecker auch das Kugelstoßen. Und als er mit 14 Jahren die Sommerferien zu Hause verbringen musste, absolvierte er für sich selber einen Crashkurs. Innerhalb von sechs Wochen steigerte er seine Weite von elf auf 14 Meter. Das blieb auch Landestrainer Harro Schoon nicht verborgen, der den Horster auch mit unter seine Fittiche nahm und ab 1986 hatte Isenecker den Landesmeistertitel im Kugelstoßen quasi abonniert. Es folgte ein Vereinswechsel vom TuS Horsten zum TV Friedeburg, der sich mit der LG Wilhelmshaven zusammengetan hatte. Dort erlebte der 20-Jährige sein erfolgreichstes Jahr: Deutsche Nummer eins im Diskuswurf und Nummer zwei im Kugelstoßen.
Im Winter 91 wagte Isenecker schließlich einen Abstecher in den Wintersport. Gute Leichtathleten waren auch als Bremser beim Bobfahren sehr gefragt. Und so jagte er im Zweier- und Viererbob durch den Eiskanal – bis es zum „Cool-Runnings-Effekt" kam. Der Bob stürzte um und Isenecker hatte von seinem „Kamikaze-Piloten" die Nase voll.

Große Vereine wurden auf den Athleten aufmerksam und so folgte dieser 1992 dem Ruf von Bayer Leverkusen, der den Horster als Zehnkämpfer einkaufte, denn Isenecker hatte auch noch andere Bestleistungen vorzuweisen. So lief er die 100 Meter in 10,9 Sekunden und sprang 7,20 m weit. Bei Bayer trainierte er mit bekannten Athleten wie Olympiateilnehmer Paul Meier, der gar nicht weit aus Iseneckers Reichweite war, und lernte alle bekannten Athleten kennen. Doch im April dann der Schock: Kreuzbandriss. Vier Wochen später nahm der zähe und ehrgeizige Ostfriese bereits wieder das Wurftraining auf und der dafür zuständige Trainer Rudi Hass wurde auf den 22-Jährigen aufmerksam. Doch die Chemie zwischen beiden stimmte nicht, da der bodenständige Ostfriese den Erfolg nicht um jeden Preis wollte. Trotz der Profibedingungen flüchtete Isenecker schließlich aus Leverkusen und schloss sich dem SV Georgheil – seinerzeit die Werfer-Hochburg in Ostfriesland – an. Obwohl er viel alleine trainierte, setzte er sich in der Saison 95/96 an die Spitze der deutschen Bestenliste und wurde bei der DM Vierter. Im Jahr darauf schloss er sich der Bundesligatruppe des TV Norden an. Mit Vereinstrainer Hans-Bernd Eilers – zu Jugendzeiten ein hervorragender Speerwerfer – besuchte er oft den Bundestrainer. Da aber viele Köche den Brei aber eher verderben, besann sich Isenecker seiner selbst wieder. Schließlich fand er in seinem Beruf hervorragende Trainingsbedingungen vor. Als Justizvollzugbeamter hielt er die Insassen des Oldenburger Gefängnisses fit und konnte selber die optimalen Trainingsmöglichkeiten nutzen. Dadurch startete er auch bei den 
  Weltspielen. 2002 gewann der gelernte Verwaltungsfachmann in Indianapolis zweimal die Bronzemedaille. 2004 in Barcelona setzte er noch einen drauf und sicherte sich mit der Rekordweite von 57,52 Meter die Goldmedaille im Diskuswerfen. Obendrein folgt Isenecker auch immer wieder dem Ruf der Bundeswehr, die ihn regelmäßig für drei Tage einzieht und ihn dann für Militär-Weltmeisterschaften oder Vergleichskämpfe der Luftwaffen nominiert, bei denen der Ostfriese das Diskuswerfen regelmäßig beherrscht, denn mit dem Kugelstoßen will es nicht mehr so recht, da geht es nur noch aus dem Stand, da ansonsten die Kniescheiben rausfliegen.
Nach acht Jahren im Justizvollzug und Beamtenstatus, wagte Isenecker im letzten Jahr zusammen mit seiner Frau Kerstin auf Langeoog den Sprung in die Selbstständigkeit. Dabei blieb das Training natürlich zwangsläufig auf der Strecke, schließlich beschäftig das Ehepaar Isenecker zur Hauptsaison 45 Angestellte. Seit November hat er das Training allerdings wieder aufgenommen. Er bereitet sich nach alten Trainingsplänen aus der DDR vor. Klar, dass der Diskus auch mit in den Urlaub auf die Malediven mitgenommen wurde. Dann geht es noch zweimal ins Trainingslager, denn das Ziel heißt Deutsche Meisterschaft in Ulm. Dort will Isenecker nicht nur in den Endkampf der besten acht Akteure, er will auch die 60-Meter-Marke knacken - übrigens in den Farben und für den TSV Langeoog.
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