Leichtathletik Region
Ostfriesland e.V.
Portrait: Renate Kohle
Reante Kohle
Ostfriesen Zeitung / GL - Als Thomas zwei Jahre alt war, übernahm Renate Kohle die Mutter-Kind-Turngruppe des TuS Hinte. Mittlerweile ist aus dem kleinen Jungen ein erwachsener Mann geworden, doch das Engagement der Mutter für den sportlichen TuS-Nachwuchs ist ungebrochen. „Ich mache das jetzt 22 Jahre.“ Renate Kohle ist nicht nur die Mutter von drei Kindern, sondern von 40 Sportlern der Leichtathletik-Abteilung. „Ich spiele die Alleinunterhalterin.“
Wenn der „Ein-Mann-Betrieb“ die Arbeit einmal einstellen würde, hätten 25 Kinder und viele Jugendliche ihr Hobby verloren. Also wird die 50-Jährige nicht müde, ihren einsamen Kampf mit den Sorgen der Kleinen und dem Anspruchsdenken der Eltern fortzusetzen. „Die Arbeit mit den Kleinen macht mir große Freude.“ Das Verhalten der Eltern nicht immer. „Viele geben ihre Kinder einfach ab und kümmern sich um nichts.“ Deshalb ist auch der Idealismus der Berufsschullehrerin, die von ihrem Mann Helmut nur bei Wettkämpfen unterstützt wird, nicht ohne Grenzen. So „streikte“ sie bei den ostfriesischen Hallenmeisterschaften als Mutter für alle und tauchte am Tag der Schülerwettbewerbe nur mit einem Talent auf. „Ich bin nicht für die Sonntagsbetreuung von 20 Kindern zuständig“, sagt sie.
Renate Kohle erfreute sich alleine am Auftritt der zehnjährigen Pia Nikoleit. „Die Kleine hat großen Ehrgeiz“, strahlt die Trainerin. Und riesiges Lauftalent. Pia Nikoleit siegte über 800 Meter mit großem Vorsprung in 3:07 Minuten. Am Tag zuvor hatten die älteren Sportler des TuS Hinte die Arbeit der Trainerin mit Erfolgen belohnt. Viele Jugendliche erreichten Spitzenplätze. Jann-Erik Jürjens überragte als Hochsprungsieger. Und Michael Picksak gewann den Männer-Titel im Sprint.
Diese Athleten gehören zu den besten der Region. Für Erfolge auf nationaler Ebene leben sie nach Einschätzung ihrer Trainerin aber am falschen Fleck. „Ostfriesland ist für Leistungssport nicht geeignet“, verweist sie auf unzureichende Bedingungen. „Es gibt keine geeignete Halle für Leichtathleten.“ Deshalb überwintern die Sportler des TuS Hinte auch im Freien.   

Wer sich mit Erfolgen auf regionaler Ebene nicht begnügen will, sucht deshalb das Weite. So wie die Söhne von Renate Kohle, die mittlerweile in Münster leben. Thomas gehört zu den besten Hochspringern im Lande. Daniel ist gar Deutscher Junioren-Meister im Dreisprung.
Bei großen Wettkämpfen sind die Eltern oft dabei. „Aber ich leide fürchterlich“, sagt Renate Kohle. Der Trainerjob in Hinte ist für sie stressfreier und deshalb der ideale Ausgleich zum Lehrerjob. So genießt die 50-Jährige die drei Übungseinheiten in der Woche und grämt sich nicht zu sehr über das mangelnde Interesse der Eltern. Mit dieser Einstellung erhält sie sich auch nach 22 Jahren den Spaß am Sport. Der Ein-Mann-Betrieb in Hinte wird also auch in Zukunft funktionieren. „Ich habe gerade meine Lizenz verlängert“, lächelt Renate Kohle. „Bis 2008 mache ich auf jeden Fall weiter.“

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