Andrea Bunjes steht im Finale der EM
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Strahlend marschierte Andrea Bunjes gestern Nachmittag vom Rasen des Münchener Olympia-stadions. “Ich gehöre jetzt zu den zwölf besten Hammerwerferinnen Europas. Das kann mir keiner mehr nehmen.” Die Athletin vom SV Holtland hatte soeben bei der Qualifikation für das Finale Maßarbeit im Wurfring geleistet. Mit 64,38 Metern erreichte sie Rang elf im Vorkampf der Leichtathletik-Europameisterschaften. Zwölf Werferinnen kämpfen am Freitag ab 15.20 Uhr um die Medaillen. Der erste Auftritt der Ostfriesin auf internationaler Ebene war mehr Nervensache als ein Kraftakt. “Ich hatte richtig weiche Knie”, gestand die 26-Jährige. Schließlich lasteten gestern Mittag neben dem Erfolgsdruck auch die Blicke von 9000 Zu- schauern im Stadion auf ihr. Während ihre beiden Teamkolleginnen in der ersten Gruppe am späten Vormittag antraten, kündigte der Stadionsprecher “Andrea Bunjes aus Ostfriesland” als einzige Deutsche der zweiten Qualifikationsgruppe an. Das schien Belastung und Antrieb zugleich. “Die Atmosphäre war einzigartig.” Doch die Nervosität konnte sie nicht ganz abschütteln. Beim ersten Wurf berührte der Hammer den Käfig, so dass Bunjes den Versuch ungültig machte. Beim zweiten Wurf fiel der vier Kilogramm schwere Hammer dann aber bei 64,38 Metern zu Boden und ein großer Stein bei Andrea Bunjes vom Herzen. Der letztlich unbedeutende dritte Versuch ging völlig daneben. Das konnte die gute Laune nicht beeinträchtigen. Andrea Bunjes strahlte, die Zuschauer applaudierten und Heimtrainer Klaus Beyer freute sich gren- zenlos. Auch Bundestrainer Michael Deyhle zeigte sich begeistert. “Das war eine Superleistung. Die Qualifikation ist immer schwierig.” Das hatte der Bundestrainer erst am Tag zuvor miterlebt, als seine drei Männer allesamt ausschieden. Auch am Vormittag in der ersten Gruppe lief es aus deutscher Sicht nur halbwegs nach Wunsch. Während Susanne Keil (Frankfurt) mit 66,67 Meter die viertbeste Weite des Tages erreichte, scheiterte Manuela Priemer (Regensburg) mit ent- täuschenden 59,30 Meter. Der größte Wurf gelang der russischen Gold-Favoritin Olga Kuzenkowa mit 68,45 Metern. Es folgten die Französinnen Manuela Montebrun (67,74) und Florence Ezeh (66,84). Die persönliche Bestweite von Andrea Bunjes liegt bei 67,57 Metern. Doch sie spekulierte gestern nicht über Finalchancen. “Hauptsache ich bin dabei. Nun habe ich nichts mehr zu verlieren.”
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